Was ist ein Studienkredit eigentlich ist

Die meisten Studierenden sind für die Finanzierung ihres Studiums auf unterschiedliche Einnahmequellen angewiesen. Die 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes aus dem Jahr 2016 weist aus, dass 92 % von ihnen ihr Studium in Vollzeit absolvieren. 86 % erhalten finanzielle Unterstützung durch die Eltern, 61 % arbeiten in einem Nebenjob und verdienen damit im Durchschnitt 384 EUR

Eine finanzielle Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) erhalten dagegen nur 18 % aller Studierenden, 79 % von ihnen geben an, dass sie ohne die staatliche Unterstützung nicht studieren könnten. Allerdings ist die BAföG-Förderung an das Einkommen der Eltern gebunden, so dass viele Studierende keinen Zugang dazu haben oder die Förderung für eine vollständige Finanzierung des Studiums zu gering ist.

Wer vergibt Studienkredite?

Studienkredite werden von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und verschiedenen privaten Kreditinstituten angeboten. Die KfW und Großbanken sowie die Volks- und Raiffeisenbanken haben überregional erhältliche Studienkredite im Programm. Sparkassen und kleinere Banken bieten dagegen häufig nur eine regional begrenzte Studienfinanzierung an. Die KfW hat sich heute im Bereich der Studienkredite als eindeutiger Marktführer etabliert. 

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) weist in seinen regelmäßig publizierten Tests zu Studienkrediten jährlich aktuelle Daten zu Studienkrediten aus. Aus diesen Zahlen geht hervor, dass die Studienkredite der KfW und die Bildungskredite des Bundesverwaltungsamtes (BVA) hier sehr eindeutig den ersten Platz belegen.

Tipp: Bildungskredite des Bundesverwaltungsamtes

Die Bildungskredite des Bundesverwaltungsamtes sind eine Alternative zu einem Studienkredit, wenn es lediglich um die Finanzierung der Abschlussphase des Studiums geht. Sie werden bis zur Höhe von 7.200 EUR einkommensunabhängig vergeben und ab dem vierten Jahr nach dem Studienabschluss in monatlichen Raten von 120 EUR zurückgezahlt. 

Wie hoch ist ein Studienkredit?

Die Höhe von Studienkrediten wird durch die Anbieter festgelegt. Die marktüblichen Größenordnungen liegen zwischen 10.000 und 50.000 EUR. In der Regel werden Studienkredite in monatlichen Raten ausgezahlt, jedoch sind auch Einmalzahlungen möglich. Studierende, die einen Studienkredit aufnehmen wollen, können wählen, ob sie damit ihr komplettes Studium oder einzelne Studienphasen finanzieren wollen. 

Ist eine Kombination von Studienkredit und BAföG möglich?

Einen Studienkredit aufnehmen können auch Studierende, die BAföG erhalten. Die Kreditsumme wird grundsätzlich nicht auf das Einkommen angerechnet, nach der die Förderung berechnet wird. 

Welche Alternativen zu Studienkrediten gibt es?

Alternativen zu klassischen Studienkrediten sind: 

  • Bildungskredite des Bundesverwaltungsamtes
  • Angebote von Sparkassen und anderen Kreditinstituten mit regionalen Geltungsbereichen oder zur Förderung bestimmter Studienfächer, beispielsweise technische Fachrichtungen oder Medizin.
  • Bildungsfonds, die ausgewählte Studierende mit dem Kapital von Investoren fördern. Die Rückzahlung dieser Förderung orientiert sich anders als bei Studienkrediten am erwarteten Bruttogehalt der Geförderten, von dem für einen bestimmten Zeitraum ein bestimmter Prozentsatz (meist zwischen 2 und 10 %) abgezogen wird.
  • Studienbeitragskredite sollen ausschließlich die Studiengebühren decken.

Der Studienkredit der KfW: Günstige Konditionen und flexible Finanzierung

Die KfW bietet Studierenden, die einen Studienkredit aufnehmen wollen, dafür besonders günstige Konditionen an. Der Zinssatz für die Kredite liegt derzeit bei etwas mehr als 4 %, bei anderen Anbietern können Zinssätze von bis zu 8 % auf die Darlehenssumme fällig werden. 

Der Zinssatz des KfW-Kredits orientiert sich am Interbankenzins Euribor und unterliegt zweimal jährlich einer Überprüfung. Neben dem variablen Zinssatz ist in der Rückzahlungsphase für maximal zehn Jahre auch die Vereinbarung von festen Zinsen möglich. 

Wer kann einen KfW-Studienkredit aufnehmen?

Einen KfW-Studienkredit aufnehmen können alle Studierenden, die an einer deutschen Hochschuleinrichtung immatrikuliert sind. Die Finanzierung steht sowohl deutschen Staatsbürgern als auch EU-Bürgern offen. Das Einkommen der Eltern oder eigene Einkünfte oder bereits vorhandene Leistungsnachweise spielen dafür keine Rolle. 

Ebenso existieren kaum Einschränkungen für die Studienform, für die der Kredit vergeben werden kann. Mit einem KfW-Kredit lassen sich ein Erst- oder Zweitstudium, Zusatz- und Aufbaustudien, die Promotion oder ein Studienaufenthalt im Ausland. Ausgenommen sind lediglich Studiengänge, die komplett im Ausland zu absolvieren sind sowie das Studium an einer Berufsakademie. 

Wie wird der KfW-Studienkredit beantragt?

Den Antrag für einen Studienkredit der KfW erhalten Studierende direkt auf der KfW-Webseite. Die Kreditvergabe erfolgt durch die Vertriebspartner der KfW – hierzu gehören Banken und Studentenwerke. Erforderlich sind hierfür die Vorlage von Ausweisdokumenten und einer gültigen Meldebestätigung, die nicht älter als drei Monate sein darf. Außerdem muss der Antragsteller über eine Studienbescheinigung seiner Hochschule verfügen. 

Eine Bonitätsprüfung oder die Angabe anderer Sicherheiten sind für diesen Studienkredit nicht vorgesehen. Die Kreditzusage wird durch die KfW innerhalb von zwei Wochen übermittelt. Danach beginnt die Auszahlung auf ein deutsches Girokonto. 

Wie und wie lange wird der KfW-Kredit ausgezahlt?

Die Studienkredite der KfW werden als monatliche Auszahlung gewährt. Einmalzahlungen sind grundsätzlich nicht möglich. Studierende können zwischen Auszahlungen zwischen 100 und maximal 650 EUR wählen. Die Studienfinanzierung über diesen Kredit ist bei einem Erst- oder Zweitstudium (Bachelor und anschließender Master) für maximal 14 Semester möglich. Die maximale Kreditsumme beträgt somit 54.600 EUR. 

Allerdings hängt die Förderdauer auch vom Alter des Antragstellers zum Zeitpunkt des Studienbeginns ab: 

  • Bis zum Alter von 24 Jahren können Studierende die maximale Frist in Anspruch nehmen. 
  • Bis zum Alter von 34 Jahren sind zehn Fördersemester und bis zum Alter von 44 Jahren bis zu sechs Fördersemester möglich. 

Bei einer Promotion oder einem postgradualen Studium beträgt die Förderdauer bis zu sechs Semestern und umfasst somit einen Höchstbetrag von bis zu 23.400 EUR. Ein Masterstudium gilt als postgraduales Studium. Nach dem Bachelor-Abschluss bedarf es eines neuen Antrags für den Studienkredit.

Die monatliche Auszahlungssumme lässt sich jeweils bis zum 15.03. oder 15.09. des laufenden Kalenderjahres an die aktuellen Bedürfnisse der Studierenden anpassen. Hierfür ist ein entsprechender Antrag nötig. Bei der KfW und vielen anderen Anbietern ist es möglich, den Studienkredit auf Antrag zu pausieren. Gründe hierfür sind beispielsweise ein Urlaubssemester oder eine krankheitsbedingte Studienunterbrechung. 

Wie wird der Studienkredit zurückgezahlt?

Während der Auszahlungsphase des KfW-Studienkredites muss keine Kreditrückzahlung vorgenommen werden. Allerdings verringert sich der monatliche Auszahlungsbetrag im Lauf der Zeit, da von dieser Zahlung die Kreditzinsen abgezogen werden. 

An die Auszahlungsphase schließt sich nach dem Studienabschluss bzw. dem Ende der Regelstudienzeit die sogenannte Karenzphase an, die zwischen sechs und 23 Monaten betragen kann. In dieser Zeit werden ebenfalls nur die Zinsen für das Darlehen fällig. Erst danach beginnt die Rückzahlungsphase, die je nach der persönlichen Einkommenssituation bis zu 25 Jahre dauern kann. 

Fünf Monate vor dem Beginn der Rückzahlungsphase verschickt die KfW einen sogenannten Standard-Tilgungsplan für die kommenden zehn Jahre. Die Kreditnehmer können jedoch die monatliche Ratenhöhe und damit die Rückzahlungsdauer des Kredites ändern. Alternativ zu einer Ratenzahlung ist auch eine Einmalzahlung möglich. 

Studienkredite anderer Anbieter

Generell gilt, dass die Anbieter von Studienkrediten die Konditionen hierfür selbst bestimmen können. Identisch ist lediglich die Unterteilung in Auszahlungsphase, Karenzzeit und Rückzahlungsphase. Zinsen, Gebühren und auch die Fristen, die für die Karenz- und Rückzahlungsphase gelten, regeln verschiedene Banken unterschiedlich

Die Auszahlungen beginnen anbieterunabhängig in der Regel unmittelbar nach der Kreditzusage, sofern im Kreditvertrag nichts anderes vereinbart ist. Anders als bei der KfW sind bei einigen Anbietern auch einmalige Auszahlungen der Kreditsumme möglich, um damit beispielsweise ein Auslandssemester zu finanzieren. 

Tipp: Den passenden Studienkredit finden

Studierende, die sich für einen Studienkredit interessieren, sollten mehrere Angebote vergleichen. Wichtige Kriterien dafür sind die Konditionen und die Zugangsvoraussetzungen für die Kredite. Orientierung dafür geben beispielsweise die jährlichen CHE-Testberichte, die einen umfassenden Überblick über Anbieter und die Bedingungen der Kreditvergabe bieten. 

Studienkredit bei Fachrichtungswechsel oder Studienabbruch

Bei einem Fachrichtungswechsel hängt es von den Konditionen des Anbieters ab, ob der Kredit weitergeführt wird oder neu beantragt werden muss. Bereits geförderte Semester werden von der maximalen Förderdauer abgezogen.

Die KfW ermöglicht einen Fachrichtungswechsel ohne neuen Kreditantrag in der Regel, wenn Studierende für die bereits absolvierten Semester einen Leistungsnachweis über mindestens 90 Credit Points erbringen können. Einige Anbieter von Studienkrediten schließen dagegen eine weitere Förderung nach einem Fachrichtungswechsel im Rahmen ihrer Kreditbedingungen aus. 

Bei einer Exmatrikulation durch Studienabbruch werden die monatlichen Zahlungen durch den Anbieter sofort gestoppt. Je nach den Konditionen des Anbieters für den Studienkredit kann die Rückzahlung des Darlehens ohne Karenzzeit sogar sofort beginnen oder eine einmalige Rückzahlung der gesamten Kredites fällig werden.