Ein Whistleblower, der seine Identität preisgibt, ein Insolvenzverwalter, der sich Millionenbeträge von Anleger*innen zurückholen möchte und ein Sonderprüfer, der Ernst&Young im Untersuchungsausschuss schwer belastet. Diese Woche war viel los im Wirecard-Skandal.

Identität des Wirecard-Whistleblowers enthüllt

Die Recherchen und Publikationen der britischen Tageszeitung “Financial Times” waren maßgeblich für den Sturz Wirecards. Jetzt hat der Whistleblower, der die Zeitung regelmäßig mit Informationen versorgt hat, seine Identität preisgegeben. Pav Gill war insgesamt ein Jahr lang Leiter der Rechtsabteilung in Singapur und wollte ursprünglich nur seinen Job machen.

Pav Gill deckt Ungereimtheiten bei Wirecard auf

Ein Anfangsverdacht kam bei Gill relativ schnell auf, nachdem er in einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin von dubiosen Machenschaften Edo Ks., Finanzchef von Wirecard in Asien, erfuhr. Nach einer Absprache mit der Konzernzentrale in Deutschland begann Gill mit den Ermittlungen und deckte ein riesiges Schattennetzwerk im Unternehmen auf. Er und sein Team fanden gefälschte Rechnungen und erfundene Unternehmen sowie weitere Beweise, dass etwas bei Wirecard nicht stimmt.

Trotz erdrückender Beweislast passierte nichts. Stattdessen musste Gill seinen Platz räumen und das Unternehmen verlassen. Seine Mutter setzte sich daraufhin mit Journalist*innen der “Financial Times” in Verbindung, die sich prompt zu einem Gespräch mit Gill trafen. Der anschließend veröffentlichte Zeitungsartikel über die Ungereimtheiten im Unternehmen war der Anfang vom Ende für Wirecard. Heute sei er trotz Einschüchterungen und Drohungen froh über den Zusammenbruch seinen früheren Arbeitgebers, so Gill.

Schwere Vorwürfe gegen EY im Untersuchungsausschuss

Neben Wirecard geraten auch die Wirtschaftsprüfer*innen von Ernst & Young (EY) immer stärker in die Kritik. Im Rahmen des Untersuchungsausschusses zum Wirecard-Skandal wurde auch EYs Arbeit überprüft, die dem Aschheimer Unternehmen lange Zeit gute Geschäftsjahre attestierten.

Martin Wambach, der als Sonderprüfer für den Ausschuss fungiert, erhebt schwere Vorwürfe gegen EY und kommt zu dem Schluss, dass sich nicht an Prüfverfahren gehalten wurde. So fehlten laut Wambach oft Prüfungsnachweise entweder ganz oder die Kontrolle von Transaktionen wurde nur sehr oberflächlich durchgeführt.

EY habe beispielsweise Finanzdaten von Drittpartnern nicht anhand von konkreten Zahlungen verifiziert, sondern nur über Saldenbestätigungen von Treuhandkonten, deren Existenz an sich schon fraglich war, abgesegnet. Alles in allem attestiert Wambach EY also ein schlechtes Arbeitszeugnis.

Hinweis: Strengere Haftung für Wirtschaftsprüfer*innen
Die Bundesregierung hat als Lehre aus dem Wirecard-Skandal einen Gesetzentwurf vorgelegt, der unter anderem die Haftung von Wirtschaftsprüfer*innen in Zukunft verschärfen soll. Wann und ob der Entwurf in seiner jetzigen Form geltendes Recht wird, ist noch unklar.

Insolvenzverwalter fordert 47 Millionen EUR von Anleger*innen zurück

Zuletzt sorgte ein weiterer Bericht diese Woche für Aufsehen im Wirecard-Skandal. Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé plant, die zu Unrecht an Wirecard-Anleger*innen ausgezahlte Dividenden vergangener Geschäftsjahre zurückzuholen. Das geht aus seinem Sachstandsbericht hervor, den er dem Amtsgericht München vorlag. Die Auszahlungen seien nicht rechtmäßig, weil Wirecard in den betroffenen Geschäftsjahren überhaupt keine Gewinne erzielt habe. Folglich müssen die Zahlungen jetzt rückabgewickelt werden, so Jaffé.

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