Nach den schweren Vorwürfen, die gegen den Bonner Kinderpsychiater Michael Winterhoff im vergangenen Jahr laut wurden, folgen jetzt Taten: Die Staatsanwaltschaft hat neben seiner ehemaligen Praxis auch Jugendhilfeeinrichtungen, in denen er aktiv war, durchsucht. Zahlreiche Akten sollen beschlagnahmt worden sein. Der Elan der Staatsanwaltschaft ist ein gutes Zeichen.

100 Kriminalbeamte durchforsten Praxis und 15 Einrichtungen

Die Glanzzeiten Michael Winterhoffs, in denen er u.a. mit Auftritten in Talkshows oder mit Fachvorträgen Prestige einheimste, sind passé. Seit Lautwerden schwerwiegender Vorwürfe gegen den Bonner Kinderpsychiater sorgen vor allem Ermittlungstätigkeiten der Staatsanwaltschaft für Schlagzeilen. So auch die jüngste Meldung über Razzien.

Rund 100 Kriminalbeamte haben kürzlich 15 Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, in denen der in Verruf geratene Facharzt junge Patientinnen und Patienten behandelt hat, durchsucht. Auch zu seinen Praxisräumen verschafften sich die Ermittler:innen Zutritt, um Beweismaterial zu sichern. Zahlreiche Patientenakten sollen laut Medienberichten im Zuge der Durchsuchungsaktionen sichergestellt worden sein. Die gilt es nun zu sichten und zu bewerten.

Vorwurf der schweren Körperverletzung

Im August 2021 erhoben ehemalige Patientinnen und Patienten schwere Vorwürfe gegen Michael Winterhoff. Dabei geht es vor allem um zweifelhafte bzw. gänzlich fehlende Diagnosen und schwere Körperverletzung (wir berichteten). Seitdem herrscht stetig Bewegung: Nachdem die Staatsanwaltschaft zeitnah Ermittlungen aufgenommen hat, hat der Kinderpsychiater selbst seine Bonner Praxis im Dezember vergangenen Jahres dicht gemacht. Zwar lässt sich über den Grund nur spekulieren. Dass er damit aber dem Entzug seiner Approbation zuvorkommen wollte, liegt nahe.

Eigene Ermittlungsgruppe gegründet

Um die Schuldzuweisungen, die den Kinderpsychiater belasten, genauestens zu prüfen, wurde eine eigene Ermittlungsgruppe der Polizei gegründet. Diese macht sich nun zusammen mit der zuständigen Staatsanwältin an die Auswertung der beschlagnahmten Akten.

Wenngleich sich Winterhoff nicht mit offiziellen Statements zu Wort meldet, so lässt sein Anwalt verlauten, dass sein Mandant die Vorwürfe bestreite und nach wie vor davon ausgehe, seine Patientinnen und Patienten rechtskonform behandelt zu haben. Bis das Gegenteil bewiesen sei, gelte zudem die Unschuldsvermutung.

Tempo der Staatsanwaltschaft ist positiv zu bewerten

Dass die Staatsanwaltschaft den Fall Winterhoff offenbar mit vollem Elan angeht, stimmt optimistisch. Da seine ehemaligen Patientinnen und Patienten bereits einen sehr langen – teils über Jahre andauernden – Leidensweg hinter sich haben, ist eine schnelle Aufklärung wünschenswert.

Auch wir unterstützen Geschädigte im zivilrechtlichen und strafrechtlichen Vorgehen gegen Michael Winterhoff. Umso mehr hoffen wir nun zeitnah auf erste Ermittlungsergebnisse.