Seit rund eineinhalb Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft München nun im Fall Wirecard. Jetzt hat die Strafverfolgungsbehörde ihre Anklage gegen einen engen Vertrauten des früheren Vorstandsmitglieds Jan Marsalek öffentlich gemacht. Es ist die erste Anklage im Betrugsskandal rund um den ehemaligen Aschheimer Finanzdienstleister.
Geldwäsche- und Betrugsvorwürfe gegen Vorstands-Komplizen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem besonders schweren Betrug und Geldwäsche in insgesamt 26 Fällen vor. Zusammen mit Marsalek und einem weiteren Beschuldigten soll er rund 22 Millionen EUR von Wirecard abgezweigt haben. Um die illegale Herkunft des Geldes zu verschleiern, nutzten Marsalek und Co. das eigens dafür gegründete Investmentunternehmen IMS Capital Partners GmbH.
Den Namen des Angeklagten nannte die Staatsanwaltschaft zwar nicht. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung handle es sich hier aber um den ehemaligen Geschäftsführer der IMS Capital Aleksander V., der auch ein guter Freund Marsaleks gewesen sein soll.
Hinweis: Ex-Vorstandschef in Untersuchungshaft
Der ehemalige Vorstandschef von Wirecard, Markus Braun, sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Bislang hat er sich nicht zu den Vorwürfen gegen ihn und das Unternehmen geäußert. Man rechnet aber auch hier bis März mit einer Anklage.
Vom Betrüger zum Betrogenen?
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gehen aber noch weiter. Ironischerweise soll Marsaleks Komplize ihn hintergangen haben. Von den veruntreuten Wirecard-Millionen habe V. sich entgegen der Absprache ganze acht Millionen EUR in die eigene Tasche gesteckt. Das Geld floss angeblich in den Kauf und Umbau einer teuren Münchener Immobilie sowie in die Finanzierung eigener Büroräume in der Schweiz.
Gericht überprüft Anklage
Über die nunmehr erhobene Anklage muss jetzt die zustände Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München I entscheiden. Die Erkenntnisse aus einem Strafverfahren dürften auch für Anleger*innen interessant sein. Denn sie hoffen nach wie vor auf Insiderwissen über das wahre Ausmaß von Wirecards Machenschaften. Von Marsalek selbst fehlt allerdings nach wie vor jede Spur. Er wird derzeit in Russland vermutet.
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