Der Autokonzern Daimler steht mit dem Rücken zur Wand. Zumindest nach dem, was ein Expertengutachten belegt, das die Deutsche Umwelthilfe (DUH) jetzt veröffentlicht hat. Demzufolge wurden acht bisher unbekannte Abschalteinrichtungen in der Mercedes E-Klasse nachgewiesen. Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, fand dazu in einer Pressekonferenz klare Worte: „Das Gutachten überführt Daimler im Abgasskandal.” Kann sich Daimler jetzt noch rausreden?
Tiefe Verstrickung der Daimler AG in den Abgasskandal
Der Daimler-Konzern scheint tiefer in den Abgasskandal verwickelt als bislang angenommen. Das belegt jetzt ein Expertengutachten, das die DUH jüngst im Zuge einer Pressekonferenz vorgestellt hat. In der Mercedes E-Klasse der Euronorm 6 wurden gleich acht bislang unbekannte illegale Abschalteinrichtungen entdeckt. Der Software-Experte Felix Domke hatte im Auftrag einer US-amerikanischen Kanzlei das Gutachten erstellt.
Enorme Überschreitung zulässiger Stickoxid-Grenzwerte
Die vielfachen Manipulationen richten enormen Schaden an. Die Stickoxid-Emissionen liegen laut Gutachten bei mindestens 500 % über den gesetzlich erlaubten Grenzwerten. Hatte sich die Daimler AG bislang vehement gegen Manipulationsvorwürfe bei Diesel-Fahrzeugen gewehrt, scheint es nun, als ob sich der Autobauer durch das leugnende Auftreten nur noch mehr mit Dreck besudelt. Die DUH fordert den sofortigen Rückruf der betroffenen Fahrzeuge zwecks Software-Update oder deren Stilllegung gegen Entschädigung geprellter Daimler-Kunden.
Hinweis: Stickoxid-Grenzwert
Bei Fahrzeugen mit der Euronorm 6 beträgt der gesetzliche Grenzwert für Stickoxid 80 mg/km. Beim betroffenen Fahrzeugmodell lag der Wert bei rund 526 mg/km.
Mindestens eine Abschalteinrichtung immer aktiv
Mit einer Mercedes E-Klasse sauber unterwegs sein, ist dem Gutachten zufolge gar nicht möglich. Mindestens eine illegale Abschalteinrichtung ist im normalen Straßenbetrieb immer aktiv und verhindert die Reduzierung von Emissionen. Vor allem am SCR-System hat es vielfache Manipulationen gegeben, wobei Abschalteinrichtungen nach einer gewissen Laufleistung aktiviert werden: eine bereits nach wenigen tausend Kilometern Laufleistung, eine weitere nach rund 60.000 km Laufleistung.
Hinweis: Lebensdauer von Fahrzeugen
Bei Fahrzeugen wird oft auch von einer Lebensdauer gesprochen. In Kilometern ausgedrückt, entspricht die Lebensdauer von einem Prozent einer Laufleistung von rund 3.000 km. Eine Lebensdauer von 20 % entspricht rund 60.000 km Laufleistung.
Software-Updates zeigen: Stickoxid-Emissionen können eingehalten werden
Für das Fahrzeug E350T hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) von Daimler bereits ein Software-Update verlangt. Das hat gezeigt: Ohne illegale Software-Manipulationen liegen die Stickoxid-Emissionen im Straßentest unter den gesetzlichen Grenzwerten. Das zeigt, dass es technisch möglich ist, die gesetzlich geltenden Emissionswerte einzuhalten. Der DUH zufolge, haben die Autobauer mithilfe der Software-Programmierung das aber bewusst verhindert.
Wird Daimler jetzt zur Rechenschaft gezogen?
Dass die Daimler AG zur Rechenschaft gezogen wird, ist für die DUH längst überfällig. Verkehrs- und Umweltexperte Axel Friedrich hofft, „dass die Gerichte den unsinnigen Behauptungen der Autohersteller keinen Glauben mehr schenken und den Autobesitzern endlich zu ihrem Recht verhelfen”. Damit zielt er nicht zuletzt auf die Unschuldsbehauptungen der Automobilkonzerne ab. Die haben in der Vergangenheit immer wieder behauptet, Abschalteinrichtungen dienten unter anderem dem Motorschutz – die Daimler AG allen voran.
Expertengutachten kann Chancen für Kläger erhöhen
Die dem Gutachten zugrunde liegenden Erkenntnisse könnten die Position geprellter Mercedes-Halter*innen jetzt deutlich stärken. Und das nicht nur mit Blick auf die Mercedes E-Klasse. Denn, dass Daimler sich auch bei anderen Modellen mit Manipulationen nicht zurückgehalten haben dürfte, scheint wahrscheinlich. Auch der Gutachter geht davon aus, dass andere Mercedes-Fahrzeuge mit vergleichbaren Motoren illegale Abschalteinrichtungen enthalten. Deutliche Hinweise gibt es bereits. Das hat auch Jürgen Resch im Zuge der Pressekonferenz durchblicken lassen. „Weitere Enthüllungen stehen an”, lautete seine Ankündigung.
Scharfes Urteil des DUH-Bundesgeschäftsführers
Jürgen Resch verurteilt die Autoindustrie scharf. Auf die Frage nach dem Grund für die Manipulationen hat er für sich – wie wohl auch für viele andere – eine deutliche Antwort gegeben: „Es geht um Profitmaximierung zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit der Stadtbewohner.” Was diese Profitmaximierung Daimler nun kosten wird, bleibt abzuwarten. Resch zumindest rät Mercedes-Haltern dringend dazu, sich an den Hersteller zu wenden. Unsere Anwälte unterstützen Sie dabei und setzen sich für Ihr Recht ein.
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